Reisebericht Pfarrreise Sardinien 2015

Pano_Sardinien_2015

 

Sardinien, eine Insel für Alle(s)

Dass Sardinien mehr zu bieten hat als glasklares Meer, schöne Küsten und farbenprächtige Blüten, erlebten wir bei der von Franz Paul organisierten Pfarreise von 06.06. bis 13. 06. 2015 bei der ausgiebigen Erkundung der Insel.

Nach pünktlicher Ankunft am Samstagabend in Olbia fuhren wir an die Nordspitze der Insel zu unserem ersten Hotel. Es ist eine wunderschöne Anlage, bestehend aus mehreren, ineinander verschachtelten bungalowartigen Gebäuden, Palmen und dahinter das Meer. Zeit, den Strand zu erkunden oder in den hoteleigenen Pool zu springen, hatten wir allerdings nicht, da bereits das Abendessen auf uns wartete – ein mehrgängiges Menü, wie es in Italien üblich ist, wenn auch die Sarden Wert darauf legen, dass sie eben Sarden und keine Italiener sind. Sie haben ihre eigene Sprache – es gibt auch zweisprachige Ortstafeln – und ihre eigene Geschichte.

Am Sonntag brachen wir nach dem Frühstück Richtung Costa Smeralda auf, der berühmten Küste von „reich und schön“, die wir allerdings erst am Nachmittag besichtigten, da dann durch den Sonnenstand die prächtige Farbe des Meeres erst so richtig zur Geltung kommt.
Unser erster Aufenthalt war in San Pantaleo, einem ursprünglichen Hirtendorf, in dem sich im Lauf der Jahre viele Künstler niedergelassen hatten. Wir kamen gerade zurecht zum Gottesdienst, und da der Donnerstag, an dem die katholische Kirche Fronleichnam feiert, in Italien kein staatlicher Feiertag ist, erlebten wir am Sonntag danach noch einmal dieses Fest. Die Feier vom Leib und Blut des Herren, auf Italienisch zelebriert, ging uns genauso zu Herzen wie bei uns daheim. So konnten wir beobachten, wie sich die Ministranten zu einem Prozessionszug reihten, der Priester mit der Monstranz in Händen auf die Himmelträger wartete und die Gläubigen wie bei uns betend durch die Straßen ziehen.

Am späten Vormittag besichtigten wir den ersten Nuraghenturm bzw. das, was von ihm übrig geblieben ist. Die Kultur der Nuragher dauerte von circa 1.800 bis 1.000 vor Christus, und Sardinien ist voll von Resten dieser Zeit. Die Ruinen von über 8000 Türmen wurden gefunden, welchen Zweck diese Türme hatten, ist allerdings unklar. Möglicherweise gab es verschiedene Gründe, die Türme zu bauen –als Befestigungsanlagen, Wachtürme, Zufluchtsorte oder einfach nur Prestigeobjekte. Diesen Türmen und anderen Spuren, die die Nuraghaener in Sardinien hinterlassen haben, begegneten wir immer wieder.

Schließlich kamen wir mittags ans Meer und hatten in Baia Sardinia Zeit für Imbiss, Spaziergang am Strand mit Blick auf wunderschöne Häuser und Bougainvillea sowie Oleander in den prächtigsten Farben. Nach dem Mittagessen ging es weiter nach Porto Cervo, wo wir die Möglichkeit nutzten, mit einem Panoramazug entlang der Küste zu fahren und die imposanten Villen der Prominenz, die sich dort angesiedelt hat, zu besichtigen.

Die Nordküste der Insel war bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts völlig uninteressant – brachliegendes Land, weil es für Ackerbau oder Viehzucht nicht geeignet war. Es war Feuchtgebiet und somit Brutplatz für die Larven der Mücken, die Malaria übertragen. Um die Malaria auszurotten, kam Geld von der Weltbank, und ein Bankier, der auf die Insel flog, um sich zu vergewissern, dass das Geld auch sinngemäß verwendet würde, war von dem Küstenstreifen so begeistert, dass er ein Stück davon kaufte. Das machten ihm andere nach, und so entwickelte sich dieses Gebiet zum Tummelplatz der Reichen und Mächtigen. Allerdings war es allen ein Bedürfnis, die Natürlichkeit dieser Landschaft zu bewahren, weshalb die Häuser ausschließlich aus Naturmaterialien wie Granit oder Holz gebaut wurden, auch die Farben und Formen sind der Natur angepasst. Nach der Fahrt mit dem Zug ging es zu Fuß durch die Stadt zurück zum Bus, vorbei an exquisiten Boutiquen mit vornehmer Eleganz.

So dicht das Programm an diesem Tag auch war, nach der Rückkehr ins Hotel hatten wir noch genügend Zeit, ins Meer oder in den Pool schwimmen zu gehen.

Montags verließen wir unser Hotel mit gepackten Koffern. Die Reise ging nun entlang von Eukalyptusbäumen in Richtung Süden. Nun sind Eukalyptusbäume eher in Australien daheim als in Sardinien, aber die Sarden haben diese Bäume ganz bewusst hier gepflanzt. Eukalyptusbäume sind nämlich sehr durstig, sie „trinken“ bis zu 300 Liter am Tag und waren somit große Helfer, die unfruchtbaren Feuchtgebiete trocken zu legen.

Und so war unser erster Halt am Montag auch nicht in einem Sumpf, sondern bei einer gut erhaltenen Kirche aus dem 12. Jahrhundert, in der wir wunderschöne Fresken bewundern konnten.
Mit dem nächsten Ziel, einer vorgeschichtlichen Stufenpyramide, hatten wir etwas Pech. Das Areal war just an diesem Tag geschlossen. Aber Reinlgassler wie wir lassen sich nicht unterkriegen, wir gingen über ein abgemähtes Feld (wir wollten ja niemand Schaden zufügen!) so nah als möglich zu der Pyramide heran und konnten so einen Eindruck von diesem antiken Bau gewinnen.

Das „High-light“ des Tages erlebten wir allerdings am Nachmittag. Schon nach der Mittagspause bei der Weiterfahrt im Bus frischte der Wind merklich auf und die Sonne verschleierte sich. Am Programm stand die Besichtigung von prähistorischen Grabkammern, und nach dem Motto „nur die Harten kommen durch“ stiegen fast alle, trotz drohender Gewittergefahr, aus und gingen den circa 15 Minuten langen Weg zu den Grabkammern. Kaum begann die Besichtigung, brach auch schon das Gewitter los – Blitz, Donner und soweit wir hören konnten auch Hagelschlag – und plötzlich war es finster! Die Scheinwerfer, die die Grabkammern erhellten, waren ausgefallen, und wir mussten uns mit der Taschenlampe begnügen, die die Führerin dabei hatte. Eigentlich war diese Lampe ein verlängerter Zeigefinger, um die Besucher auf die Sehenswürdigkeiten hinzuweisen – nun, während eines Unwetters in einer finsteren Grabkammer hatte sie wohl eine andere Aufgabe. Marco, unser sardischer Reiseführer, bewahrte allerdings Ruhe, ließ uns etwas warten und schließlich trotz Regens zu entscheiden „jetzt laufen wir los“. Klitschnass kamen wir zum Bus zurück, wo unter großem Gelächter das „Trockenlegen“ begann.
Schließlich erreichten wir unser Hotel nahe Cagliari, wo wir für die nächsten vier Nächte untergebracht waren.

Cagliari ist eine wunderschöne Stadt, wie wir am nächsten Tag erkennen konnten. Wir besichtigten die Burg, den Vizekönigpalast, die Domkirche, wir spazierten durch die Altstadt – und natürlich kamen wir an den Nuraghen nicht vorbei. Diesmal in einem Museum, in dem erstaunliche Kunstwerke der Menschen aus der Bronzezeit ausgestellt waren. Und das waren nicht nur Gebrauchsgegenstände oder Schmuck, sondern auch das, was wir heute als Nippesfiguren bezeichnen.
Und noch etwas sahen wir auf der Fahrt vom Hotel in die Stadt: Flamingos! Flamingos sind in Sardinien ursprünglich ebenso wenig zu Hause wie Eukalyptusbäume. Flamingos sind Zugvögel, die auf der Insel zwischenlanden. Irgendwann – so erklärte unser Reiseführer – hatte eine Gruppe der Vögel beschlossen, nicht mehr weiter zu fliegen, und so konnte sich eine große Population von Flamingos auf der Insel entwickeln.

Am Mittwochvormittag begegneten uns abermals die Nuraghen in Form von Ausgrabungen und Ruinen, mit Tempelanlagen, Gräbern und Häusern.
Den Nachmittag verbrachten wir in Sant Antioco, einer vorgelagerten Insel, die durch eine Brücke mit Sardinien verbunden ist. Sardinien war im Lauf der Jahrhunderte von den verschiedensten Völkern bewohnt und auch beherrscht worden. Auf Sant Antioco sind die Spuren der Römer sehr deutlich, wir besichtigten Ausgrabungen, die römische Häuser, Theater und Thermalbäder mit prächtigen Mosaiken zeigten.

Am Donnerstag ging es auf engen Straßen durch Bergdörfer zum archäologischen Park nach Pranu Mattedu. Dort konnten wir von der Lebens- und vor allem auch der Begräbniskultur der ersten Menschen auf Sardinien erfahren. Wir sahen Menhire, unseren Grabsteinen ähnlich, Tempel, die viel mit Wasser tun hatten – Wasser ist auf der Insel ein kostbares Gut und somit ein „Heiligtum“ – und natürlich auch Reste von Nuraghentürmen.

Dieser archäologische Park befindet sich in einem Wald von Korkeichen, die wohl schon seit langem wichtig für die Wirtschaft sind, obwohl es mühsam ist, echten Kork zu erzeugen. Erst müssen die Bäume 25 Jahre lang wachsen, bis zum ersten Mal ihre Korkrinde geschält wird. Danach braucht es wieder neun Jahre, bis erneut Rinde von dem Baum entfernt werden kann.
Zu Mittag konnten wir „sardische Brettljause“ genießen. Marco hatte uns in einem einfachen, aber sehr urigen Landgasthof angekündigt. Dort standen dann auf jedem Tisch Platten mit verschiedenen Sorten von Käse, Speck, Schüsseln mit Oliven und Körbe mit Brot bereit. Wir waren bestens umsorgt von der Chefin des Hauses und ihren Töchtern, zwei Mädchen im Alter von etwa zehn bis zwölf Jahren, die sichtlich ihre Freude daran hatten, uns zu versorgen. Zum Abschluss gab es noch selbstgemachten Obstsalat – wirklich gut!

Der Freitag war entgegen sardischen Verhältnissen im Sommer bewölkt und es regnete immer wieder kurz. Wir checkten aus unserem Hotel aus und machten uns wieder auf den Weg Richtung Norden. In Nuoro gab es eine längere Pause, nachdem wir vorher wieder ein Nuraghendorf mit Tempel, Gräbern, Turm und Häusern besucht hatten. Nuoro ist eine größere Stadt, wir kamen an der Bischofskirche und dem Bischofssitz vorbei und verbrachten dort auch unsere Mittagszeit. Ein kleiner Moment des Schreckens war, als wir erfuhren, dass unser Bus offensichtlich ein Problem mit den Bremsen hatte und wir auf einen Ersatzbus warten mußten. Dieser kam pünktlich und innerhalb kurzer Zeit waren wir samt Gepäck im anderen Bus und konnten gut gelaunt zu unserem Hotel fahren.

Am Samstag hatte sich das Wetter gebessert, es war wieder sonnig und warm allerdings extrem windig. Am Vortag war die Idee aufgekommen, eine Etappe der Strecke am Samstag mit dem Schiff zurückzulegen. Die Mehrheit der Reisegruppe war dafür – das Wetter leider nicht! Es war so stürmisch, dass die Schiffgesellschafft alle Schifffahrten absagte, und so saßen wir dann doch wieder im Bus.
Als wir die Küste entlang fuhren, erkannten wir auch, dass die Entscheidung, die Schiffe im Hafen zu lassen, absolut richtig war. Was für uns an der Küste nur ein Wind ist, der dazu führt, den Sonnenhut fest zu halten, kann für ein Schiff am Meer wirklich bedrohlich sein.
Schließlich kamen wir nach Posada, dem letzten Ort, in dem wir auf unserer Reise Halt machten. Dies ist ein Bergdorf, zu erklimmen über viele Stiegen, doch wer sie überwindet, wird belohnt von einem fantastischen Panoramablick. Wir genossen dort ein letztes, herrliches Mittagessen – hausgemachte Pasta – dann fuhren wir nach Olbia, wo noch kurze Zeit für eine Besichtigung war, bevor wir zum Flughafen mussten.
So schnell ist die Zeit vergangen, so viel haben wir gesehen, so viel Spaß und Gemeinschaft hatten wir! Und ich denke, viele von uns freuen sich schon auf´s nächste Jahr!

© Christine Plzak

Fotos © F. Paul

Kommentare sind geschlossen.