An Gott glauben fast alle Menschen. Wie aber können wir unser Glaubensleben richtig gestalten? Wie kann ich Gott in meinem Leben wahrnehmen? Was bereichert wirklich unser Leben und gibt ihm Qualität?
Antwort auf diese Fragen können wir erhalten, wenn wir uns überlegen, welcher GEIST unserem Handeln zugrunde liegt.
Unser Glaube kennt den Heiligen Geist. Er ist es, der uns führen und begleiten will, um in den vielfältigen Fragen des Lebens gute Wege und Entscheidungen zu finden.
Wer sich dem Geist Gottes aussetzt, versucht in all seinem Handeln auf ihn zu hören, wird in vielen Bereichen seine Stärke erleben.
Die vielfältige Weise, wie dieser Geist wirkt, finden wir in den sog. 7 Gaben des Heiligen Geistes zusammengefasst. Es sind die Gaben der WEISHEIT und der EINSICHT, des RATES, der ERKENNTNIS und der STÄRKE, der FRÖMMIGKEIT und der GOTTESFURCHT.
Und in dieser Vielfalt des Lebens will der Heilige Geist in uns wohnen und kräftig mitwirken und uns befähigen, aus seinem Geist heraus zu handeln und zu wirken. Wir müssen nur bereit sein, ihm auch Platz in unserem Leben zu geben.
Im Johannesevangelium, beim Abschied von seinen Jüngern (Joh 14,15-31) und in der Apostelgeschichte, nach seiner Auferstehung (Apg.1,4-8), tröstet Jesus seine liebsten Freunde mit der Verheißung eines ganz besonderen Geschenkes, eines „Beistandes“, der für immer bei ihnen bleiben werde.
Zu Pfingsten empfangen sie dann den Heiligen Geist, göttliche Kraft, die ihnen ein neues kraftvolles Leben mit Gott ermöglicht und sie zu mutigen Zeugen des Glaubens macht.
Uns Christen wird die Kraft des Heiligen Geistes durch das Sakrament der Taufe und der Firmung zugesagt. Sie ist, so wie Glaube und Liebe, ein Geschenk. Wir können weder beeinflussen, was und wie viel wir noch bewirken, wann wir etwas geschenkt bekommen – es kommt nicht von uns, sondern von außen.
Von bleibender Bedeutung ist, dass Gott sich uns immer zuwendet, uns entgegenkommt und dass wir die Gaben des Heiligen Geistes als einzelne und als Gemeinschaft empfangen zur Gestaltung und Auferbauung des eigenen Lebens und des Lebens der Kirche.
Schlüsselworte, die uns helfen können, das Wirklichkeit werden zu lassen,
sind Vertrauen, Bereitschaft zu Empfangen, Danken und Bitten.
Das wollen wir alle gemeinsam und auch jeder für sich mit großer Ernsthaftigkeit tun.
Als erste wird die Gabe der WEISHEIT genannt, sie umfasst alle anderen Gaben.
Der Beginn aller Weisheit ist die Demut , also das Eingeständnis, aus sich selbst nicht weise sein zu können, da alle Weisheit von Gott kommt.
Weisheit bedeutet nicht Anhäufung von Wissen. Gerade solche Menschen, die in den Augen der Welt klug sind, sind vor Gott vielleicht töricht, weil ihnen die wahre Weisheit fehlt. Wer aber die Güte und Liebe Gottes erkennt, hat das Geschenk der Weisheit schon erhalten. Daher ist es nicht notwendig, dass man für die Tugend der Weisheit viel Wissen braucht, sondern eigentlich nur viel Liebe . Unmündige und Unbedarfte, die Kleinen und Verachteten dieser Welt, können höchst weise sein, wenn sie im Glauben annehmen, was Gott uns mitgeteilt hat.
„Sieh, ich gebe dir ein weises und verständiges Herz, dass keiner vor dir war und keiner nach dir kommen wird, der dir gleicht.“ Diese Bibelstelle zeigt sehr schön, was die Bibel unter der Tugend der Weisheit versteht:
ein hörendes Herz, das von Gott kommt und Gutes vom Bösen unterscheiden kann. Der Weise ist also nach der Bibel zuallererst ein Hörender. Er achtet sehr genau auf das, was andere sagen. Vor allem achtet er auf das Wort Gottes, in dem alle Weisheit verborgen ist. Auf Grund dieses Hörens lernt er Schritt für Schritt, zwischen gut und böse zu unterscheiden und sich für das wirklich Gute zu entscheiden. Er wird das Gute tun, das er durch sein hörendes Herz erkannt hat.
WEISHEIT im biblischen Sinn bedeutet also die vom Heiligen Geist geschenkte Fähigkeit, Gottes Willen zu erkennen, alles mit den Augen Gottes zu sehen, zu entscheiden, was von Gott recht ist.
FRAGEN zum Nachdenken:
Welche Menschen kenne ich, die ich weise nennen kann?
Habe ich Gott schon einmal um Weisheit gebeten?
Bin ich jemand, der auf Gott und sein Wort hört?
Die Gabe der EINSICHT zeigt sich gut im Lukasevangelium (Lk2,19), wenn es von Maria heißt: „Maria bewahrte alle diese Worte in ihrem Herzen und dachte darüber nach. Diese Gabe befähigt uns, das Wort Gottes zu hören und es tief und deutlich zu erfassen.
Aus dem 13.Jhdt.stammt die Legende über einen Esel, der zwischen zwei Heubündeln stand und verhungerte, weil er sich nicht entscheiden konnte, von welchem er fressen sollte.
Auch wir Menschen kommen leicht in eine Situation der Ratlosigkeit.
„Hier ist guter Rat teuer“, heißt es in einer Redensart. Große Entscheidungen haben wir nicht oft zu treffen, aber aus kleinen Alltagsentscheidungen setzt sich unser Leben zusammen. Um Klarheit können wir den Heiligen Geist bitten, uns mit vertrauenswürdigen Menschen zu beraten.
Die Gabe des RATES setzt die Bereitschaft voraus, sich etwas sagen zu lassen und nicht starrköpfig zu sein. Als Hilfe von Gott für das eigene Nachdenken könnten wir diese Gabe auch bezeichnen.
Die Gabe der ERKENNTNIS (auch Gabe des Wissens oder der Wissenschaft) befähigt uns, die Gebiete weltlichen Wissens zu erforschen – immer im Bewusstsein menschlicher Begrenztheit, Antworten zu finden auf die Fragen: woher, wohin, wozu, warum? Wir können die Gesetze der Schöpfung und die Weisheit Gottes darin entdecken, erkennen.
Oft spüren wir, was Gott von uns will, aber es fehlt uns die Kraft, seinen Willen zu erfüllen. Die Gabe der STÄRKE bewirkt, dass wir uns vorbehaltlos dem Herrn anvertrauen. Am Handeln der Apostel vor und nach der Geistsendung können wir sehr gut erkennen, was sie bewirkt:
Entschlusskraft, Mut und Standhaftigkeit, Handeln nach Gottes Willen.
FRÖMMIGKEIT wird oft einseitig als besonders intensives Gebetsleben verstanden. Tatsächlich ist Frömmigkeit das richtige, oft vorbildliche religiöse Verhalten des Menschen, seine Gesinnung und sein Handeln in der Beziehung zu Gott. Der fromme Mensch zeichnet sich dadurch aus, dass sein Denken und Tun wahrhaftig sind. Wenn das nicht der Fall ist, aber versucht wird, den Eindruck von Frömmigkeit zu erwecken, dann nennt man das Frömmelei oder Scheinheiligkeit.
Frömmigkeit ist nur dann echt und wahr, wenn mein Glaube und mein Leben eine Einheit bilden. Wenn ich also, plakativ gesagt, den Kirchenraum mit der gleichen inneren Einstellung betrete wie meine Firma, in der ich arbeite, weil mir klar ist, dass ich dort Gott genauso begegne, wie vor dem Tabernakel.
Die Gabe der FRÖMMIGKEIT umfasst also unser gesamtes christliches Leben und hilft uns, unser Leben mit unserem Glauben zu verbinden, unser Glaubenswissen mit dem Glaubensleben zu vereinen. Den frommen Menschen drängt es, die durch das Geschenk der Freude an Gott erfahrene Liebe weiterzugeben.
FRAGEN zum Nachdenken:
Was halte ich von der Frömmigkeit?
Ist für mich mein Leben und mein Glaube eine Einheit?
Wo erlebe ich mich als scheinheilig?
In den Psalmen hören wir oft das Wort: „Selig, wer den Herrn fürchtet!“
Die Gabe der GOTTESFURCHT meint nicht eine knechtische Furcht, die die Angst herausstreicht und die einen eher dazu bringen könnte, mit diesem Gott gar nicht in Berührung kommen zu wollen.
Sie befähigt vielmehr zur Ehrfurcht und zum Respekt vor Gott, dem doch Ganz-Anderen, im Bewusstsein, dass jeder Augenblick eine Begegnung mit Gott und zu jedem Augenblick Gott in uns am Werk ist.
Die Gottesfurcht nimmt die anderen Befürchtungen und Ängste (z.B. Menschenfurcht) in sich auf und ist somit eine Quelle großer innerer Freiheit.
Jeder ist letztendlich vor die Entscheidung gestellt, die Gottesfurcht zu wählen oder die Menschenfurcht. Wer die Menschenfurcht wählt, wählt ein Leben der Anpassung an die große Masse und der Unterordnung unter das, was gerade gang und gäbe ist: ein Leben voll (heimlichem) Druck, voll Zwängen und faulen Kompromissen.
Wer die Gottesfurcht wählt, wählt die Freiheit der Kinder Gottes, eine Freiheit , die weiß, dass es letztlich auf Gott allein ankommt und darauf, dass wir zu ihm gehören; dass alles andere in dieser Welt zweitrangig, relativ und vorläufig ist.
Schenken ist nicht immer einfach für uns Menschen und wie oft setzen wir unserem Schenken Grenzen!
Gott will seinen Geist (ein Stück von sich selbst) auch heute noch in reichem Maß unbegrenzt schenken; ja er möchte sogar jeden von uns zu einem „Tempel des Heiligen Geistes“ machen.
Aber er lässt uns auch die Freiheit – sein Geschenk anzunehmen fällt uns oft nicht leicht. Wir haben Angst, dass sich daraus Verpflichtungen ergeben könnten.
Es gibt viele schöne Bilder vom Wirken des Heiligen Geistes, wie z.B.:
Er ist wie die Luft, ohne die wir nicht atmen können.
Er ist wie ein Feuer, das die Finsternis erhellt.
Er ist wie lebendiges Wasser, wie ein Brunnen in der Wüste.
Angesichts solcher Aussichten und mit Jesus als Vorbild, der sein Leben ganz unter den Einfluss des Heiligen Geistes gestellt hat, sollten wir es doch wagen, uns vom Heiligen Geist und seinen sieben Gaben beschenken zu lassen!
Öffnen wir ihm unser Herz!
Herbert Kratochwil